
Ein Wirtschaftsminister zum Anfassen
Das Interesse war riesig, das Themenspektrum auch: Klimawandel, Elektromobilität, die Asyldebatte, der zunehmende Populismus: Es war eine wahre politische Tour de Force, die der noch amtierende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Nürnberg ablieferte.
Das Publikum waren rund 250 Leserinnen und Leser der „Nürnberger Nachrichten”. Um einen Platz im Auditorium beworben hatten sich fast fünfmal mehr. Die Leserinnen und Leser konnten im Vorhinein ihre Fragen an den Politiker einreichen. Um ein möglichst großes Themenspektrum unterzubringen, sortierte die Redaktion dann die Fragen vor; stellen durften sie die jeweiligen Personen dann allerdings selbst.
Habeck zeigte sich an dem Sonntagvormittag bei bestem Winterwetter entspannt, aufgeräumt und nachdenklich zugleich. Er gab auch eigene Fehler zu und räumte sogar ein, bei der Idee eines „Deutschland-Fonds” (FDP-Bezeichnung: „Lindner-Depot”) zur Stärkung der Rente von der FDP „gelernt” zu haben. Seine Botschaft war über weite Strecken nicht so sehr eine parteipolitische, sondern ein Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft und der Demokratie in Deutschland. Habeck: „Wir müssen uns darauf besinnen, dass es anstrengend ist, die Themen zu verhandeln – aber, dass wir so am Ende auch Lösungen finden, wenn wir aufeinander hören und bündnisfähig sind”.
Habeck wird das Gastspiel bei den „Nürnberger Nachrichten” wohl noch länger in Erinnerung behalten. Am Ende der Matinee überreichte NN-Chefredakteur Michale Husarek dem Vizekanzler einen grünen Dürer-Hasen aus der Produktion des Künstlers Ottmar Hörl. Habeck freute sich sichtlich und ging mit dem Hasen und seinem Social-Media-Team unmittelbar zum Albrecht-Dürer-Museum, um dort ein Reel für Instagram zu drehen. Der NN-Hase werde ihn belgeiten, er sei nun der „Demokratie-Hase”, so der Minister. NN-Chefredakteur Husarek freute sich über diese Entwicklung: „Schön, wenn ein Politiker ein Präsent in seine Kampagne einbaut, das zeugt auch von der Spontaneität Habecks.” Der Plastik-Hase wurde nach dem NN-Leserdialog auch im Nürnberger Ofenwerk bei einer Parteiveranstaltung der Grünen und am Abend bei einer Lesung Habecks in Nürnberg eingesetzt.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatten die „Nürnberger Nachrichten” nicht nur Habeck zum Austausch mit den Lesern eingeladen. Alice Weidel von der AfD hat auf die Anfrage nicht reagiert, der CDU-Kandidat Friedrich Merz aus Termingründen abgesagt. Vom noch amtierenden Kanzler Olaf Scholz steht eine Antwort noch aus.